Texte / Lieder der Stille

Lieder der Stille
Lyrik-/Textsammlung; 2005
Selbstverlag, verfügbar

Leseprobe:

Atem

der Atem in dem ich lebe
haucht mir Seele ein
flüstert schwere Worte leis
schlägt auf mich mit starker Hand
tröstet mit dem schönsten Lächeln
verbindet was ich doch nicht sehen kann
zu großer, sinnerfüllter Leere
in der ich Freude finde
die mit den Freunden lacht
im funkelnden Licht der Augen
die Sprache die auch ihre Lungen füllt
unsere Herzen schlagen lässt

der Atem in dem wir leben
duftet nach der Ewigkeit
offenbart sich in stillen Augenblicken
wenn wir nichts mehr wissen können
sondern ahnen was dahinter schlägt
und unser aller Regung spüren
nichts mehr glauben müssen
nur noch tief vertrauen
in den Wind und das Wasser
in die Wärme der Sonne
in das kühle Licht des Mondes
und die Gewissheit der Nacht

der Atem der uns durchströmt
durchdringt jeden einzelnen Gedanken
ungestüm geboren und zu schnell gestorben
wie das kleine Ich das aus der Seele rast
von dem nichts bleibt als ein hilfloser Klang
der tief in die Ferne hallt
ruft weit zurück in vergangene Tage
verklingt unhörbar leis an kommenden Augenblicken
nicht Felsen steht erstarrt
kein Eis das nicht von Wasser ist
und kein Fluss der nicht zum Meere führt

(S.B. 13.11.2005)

Lied der Stille

mit schwebenden Rufen
die Wolkenkarawane zieht
entlang den Bergen des Schnees
nach Norden
in der Tiefe der rauschende Fluss
seinem Tale folgend
Zug der weißen Schafesriesen
im abendfarbenen Blau
der Himmelsweite

im Gesicht der Steine
strahlt es heraus
der Felsenwüstenmund
kündet lautlos und klar
jedes Schweigen ist ihm fremd
das Licht der Morgensonne
die eisige Schwärze scharfer Schatten
beleuchtet jeden einzelnen Klang
Pflänzchen und Flechten
lauschen wie Kinder
dem Lied der Mutter

dazwischen immer da
sensibelstes Mondlicht
kaum zu sehen im grellen Schein
ohne je zu erlöschen
zärtlichstes Streicheln
ohne je zu berühren
Quelle allen Friedens
unsichtbaren Wassers
löscht den Durst des Suchenden

Ahnung des schönsten Liedes
bestimmt sich nicht
in Form und Gestalt
an Ort und Zeit
spielt geduldig
in reinster Harmonie versunken
ganz nah bei Dir
auf dass Du zuhörst
und mitsingst
das Lied der Stille

(30.09.2005)